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AutorenbildAndrea Nagl

Die Berechtigung der ungerichteten Forschung

Aktualisiert: 21. März



Assoziationen zum Film "Archiv der Zukunft" über das Naturhistorische Museum Wien von Joerg Burger


Am Wochenende habe ich den Film "Archiv der Zukunft" angeschaut, nachdem mir zuerst der Trailer und dann ein Artikel im "Falter" untergekommen ist - ein Muss-Termin...

Neben spannenden Einblicken hinter die Kulissen, also in diesem Fall, hinter die öffentlichen Schausäle, in die wissenschaftlichen Abteilungen und überwältigenden Archive, hat mich besonders die immer wieder von Forschern und Forscherinnen betonte Wichtigkeit von Grundlagenforschung berührt.

Nicht nur habe ich diese Sichtweise schon in meinem Studium (Publizistik- und Kommunikationswissenschaften & Theaterwissenschaft) geteilt, sondern finde sie gerade in Bezug auf Kunst extrem wichtig.


Im Film wird kritisiert, dass Grundlagenforschung im Vergleich zur angewandten Forschung abgewertet und weniger finanziert werde, aber genauso ihre eigene Berechtigung habe, die allerdings oft übersehen werde. Es ginge ja "nur um Wissenszuwachs".

Ist jedoch nicht der Sinn von Wissenschaft (ursprünglich?) eigentlich Wissenszuwachs? Ist es nicht eine kapitalistische Falle, dass wirklich alles sich einem wirtschaftlichen Utilitarismus und Rentabilität beugen muss?

Und: wissen wir schon heute, was morgen plötzlich wichtig sein wird? Somit, wann wer wofür die zunächst "zweckfreie Grundlagenforschung" wird nutzen bzw. brauchen können?


Forschung um der Forschung willen muss auch die Basis von Kunst sein dürfen.

Das Forschen auf allen Ebenen, also das Recherchieren, Kommunizieren, Interagieren, Experimentieren - das alles in einem weiten, freien Feld, mit Hilfe von oder mittels verschiedenster Medien - und nicht nur das eigentliche Probieren im eigenen Medium im engeren Sinn (bei mir Tanz/Choreografie/Körper/Performance), sollte den gleichen Wert haben wie zielgerichtetes (im schlimmsten Fall auf Trends bei Subventionsgebern, Kritiker:innen, Theaterhäusern etc. schlielend) Produzieren.*

Ein Fluss der Forschung, ein ungerichteter Wissenszuwachs, der im richtigen Moment seine Bedeutung entfaltet darf.

Ein Mitarbeiter des nhm sagt sinngemäß im Film: eine Gesellschaft wäre dann kulturell hochstehend, wenn sie auch eine hohe Sammlungskultur habe, und alles, was die Spezies Mensch interessiert, gesammelt wird. Dies wäre kein Zeichen von Gier, sondern hier bedeute Quantität auch Qualität. Denn beim Sammeln bleibe es nicht - es wird geordnet und hinterfragt, wie die Dinge zusammengehören.

Ich finde, das entspricht eigentlich unserem Gehirn. Wir tragen alles zusammen, was uns interessiert, ordnen und "katalogisieren" es. In diesem Sinn ist ein Museum ein Abbild unserer Gehirne...


Natürlich resoniert bei mir auch, dass die Fülle an Exponaten nicht nur über lang vergangene Zeiten erzählt, sondern auch Antworten auf heutige Krisen geben kann. Das ist wohl einer der Gründe, warum ich mich seit längerem mit Geologie und Erdgeschichte beschäftige. Diese ist nicht verstaubt, trocken und ewig alt, sondern top aktuell und Welt-erklärend.






Artikel im "Falter" in der Programm Beilage der Woche 11/24


*dank des Arbeitsstipendiums der Stadt Wien kann ich das heuer machen.


Fotos: ©nagl~wintersberger

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