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AutorenbildAndrea Nagl

Geologie als welterklärender Ansatz

Aktualisiert: 12. März

Oder: ich bin grundentspannt



Vor zwei Wochen habe ich den Leiter der paläontologischen Abteilung des Naturhistorischen Museum Wien, Dr. Mathias Harzhauser, ebenda getroffen (ebenfalls anwesend war seine Dinosaurier-große sehr freundliche Dogge). Die langen Dauern und Zeitdimensionen, die in geologischer und paläontologischer Forschung betrachtet werden, würden die Perspektive auf die Welt und das Leben verändern - man könnte von einem geologischen Nihilismus sprechen…

Mit großer Begeisterung und Esprit lief Mathias Harzhauser mit mir durch die paläontologische Sammlung und besonders den neuen Saal 6 - Die Erde, und wies mich auf für ihn faszinierende Themen hin. Diese betreffen besonders komplexe Zusammenhänge (von Tektonik, Klima und Evolution), die oft nicht wahrgenommen würden. 


Beispielsweise die „Erfindung“ der Photosynthese, die seit ungefähr 3,4 Mrd Jahren funktioniert. Vor ca. 2,4 Mrd Jahren war die Atmosphäre schließlich so stark mit Sauerstoff angereichert, dass die Erde „zu rosten“ begann und bunt wurde. Gleichzeitig führte die „Große Sauerstoff-Katastrophe“ zum ersten Massenaussterben unter den an die sauerstofffreie Atmosphäre angepassten Mikroorganismen. Klimatische Folge war eine Eiszeit.

Eine weitere Revolution in diesem Zusammenhang war der Landgang der Pflanzen: Im Ordovizium begannen erste einfache Landpflanzen das Festland zu besiedeln (die ersten fossilen Sporenfundewann stammen von vor 475 Mio Jahren, wann genau die ersten Pflanzen an Land auftreten, ist umstritten). Sie nahmen große Mengen CO2 aus der Atmosphäre auf und lösten Mineralien aus der Erdoberfläche. Durch diese Verwitterung veränderten sie die Erdoberfläche. Nährstoffe wurden in die Ozeane gespült, was zu einer Algenblüte führte. Dadurch wurde noch mehr CO2 aus der Atmosphäre entzogen, und die globale Temperatur kühlte ab.

Im Silur breiten sich die Pflanzen rasant am Festland aus. Ermöglicht wurde das durch Eingehen einer Symbiose zwischen den Pflanzen und den Mykorrhiza-Pilzen - die Pilze lösten Nährstoffe aus dem Gestein und geben sie an die Pflanzen ab. Umgekehrt „füttert“ die Pflanze die Pilze mit Zucker. Derart hat das Leben selbst einen Lebensraum an der Schnittstelle zwischen Lithosphäre und Atmosphäre erschaffen: den Boden. 


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zum Weiterlesen:

Mathias Harzhauser, Agnes Mair / nhm (2023): Die Erde - Ein dynamischer Planet. Ein Führer durch die paläontologische Schausammlung im Saal 6.

Peter Ward, Joe Kirschvink (2016): Eine neue Geschichte des Lebens


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